Thüringer Wald

Thüringer Wald
Thüringer Wạld,
 
schmales, 75 km langes Mittelgebirge (Kammgebirge) in der Südwesthälfte von Thüringen, erstreckt sich von Hörschel (an der Werra nordwestlich von Eisenach) im Nordwesten mit einer Breite, die von 7 km (bei Eisenach) auf 20 km zunimmt, nach Südosten und geht auf der Linie Gehren-Schleusingen ohne erkennbare geomorphologische Grenze in das Thüringer Schiefergebirge über. Der Thüringer Wald wurde zwischen zwei Verwerfungen in der Kreidezeit und im Tertiär emporgehoben. Er besteht aus einer Reihe variskisch streichender Sättel und Mulden, in denen Porphyre, Melaphyre und Konglomerate des Rotliegenden, im Bereich des Ruhlaer Sattels auch kristallines Gestein, bei Suhl verbreitet Granit, zutage treten; Porphyrhärtlingskuppen als Reste vulkanischer Ergüsse bilden die höchsten Erhebungen (Großer Beerberg, 982 m über dem Meeresspiegel; Schneekopf, 978 m über dem Meeresspiegel; Großer Finsterberg, 944 m ü. M.; Großer Inselsberg, 916 m über dem Meeresspiegel). Zahlreiche im Wesentlichen zur Werra, Unstrut beziehungsweise Saale gerichtete kurze Flüsse haben sich tief eingeschnitten und den Thüringer Wald, über dessen Kamm (im zentralen Teil 800-900 m über dem Meeresspiegel) der Rennsteig verläuft, stark zergliedert.
 
Das Klima ist in weiten Gebirgsteilen rau (in den Tälern 6,5 ºC, auf den Höhen 4 ºC Jahresmitteltemperatur), an seiner Südwest- oder Luvflanke niederschlagsreich (1 000-1 350 mm im Jahr), im Nordwesten im Regenschatten der Rhön und an der Nordostflanke jedoch niederschlagsärmer (600-850 mm im Jahr). Trinkwassertalsperren bei Tambach-Dietharz/Thüringer Wald, Oberhof (Ohratalsperre) und Ohrdruf sammeln das Wasserüberangebot für die Fernwasserversorgung im Thüringer Becken, der Bau einer Talsperre im Tal der zur Schwarza fließenden Lichte bei Leibis (Ortsteil von Unterweißbach) im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit einer 102 m hohen Sperrmauer und einem 44 Mio. m3 fassenden Speicherbecken ist umstritten.
 
Der Thüringer Wald ist weitgehend bewaldet; in tieferen Lagen stockten ursprünglich Buchen- beziehungsweise Buchenmischwälder (heute durch Fichtenmonokulturen abgelöst), in Höhenlagen reine Fichtenbergwälder. Die landwirtschaftliche Nutzung beschränkt sich hauptsächlich auf Grünlandwirtschaft. Abgesehen vom Fremdenverkehr haben die Verarbeitungsindustrie am Gebirgsrand und die Forstwirtschaft größte Bedeutung. Die inzwischen eingestellte Manganerzförderung bei Trusetal und Seligenthal begünstigten die Entwicklung der Metall verarbeitenden Industrie, besonders in Suhl (Waffenherstellung), Zella-Mehlis, Schmalkalden und Steinbach-Hallenberg; hervorzuheben sind außerdem die Glas- (Ilmenau) und Uhrenindustrie (Ruhla). Im Thüringer Wald liegen viele Erholungs-, zum Teil auch Kurorte, besonders Oberhof, Brotterode (beide auch Zentren des Wintersports), Frauenwald, Friedrichroda, Finsterbergen, Georgenthal/Thüringer Wald, Schmiedefeld am Rennsteig, Steinbach-Hallenberg, Tabarz/Thüringer Wald, Suhl und Tambach-Dietharz/Thüringer Wald; Bad Liebenstein ist Heilbad. Östlich von Suhl befindet sich im Vessertal ein Biosphärenreservat (172,4 km 2).
 
In vorgeschichtlicher Zeit hatte der Thüringer Wald meist trennende Funktion, besonders deutlich in der La-Tène-Zeit, als er keltische und germanische Stämme schied. Einige Kuppen (Steinsburg) wurden von Kelten zu bewehrten Siedlungen oder Fliehburgen ausgebaut.
 
 
T. W. u. nördl. Vorland. Kleiner Exkursionsführer, hg. v. G. Krähahn u. a. (21991).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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